L-Arginin ist für Säuglinge und Heranwachsende eine essenzielle Aminosäure. Bei Erwachsenen kann der Argininbedarf gewöhnlich über die Nahrung oder durch körpereigene Synthese aus Glutamin gedeckt werden. Es ist zwar reichlich in Nüssen, Fleisch, Fisch und Getreide enthalten. Aber bei Schwangeren, Leistungssportlern und Bodybuildern ist der Bedarf nur bedingt gedeckt. L-Arginin ist neben Glutamin die wohl wichtigste Aminosäure, die an der Freisetzung von Wachstumshormon (Somatotropes Hormon, STH) beteiligt ist. Ornithin, eine weitere Aminosäure, wird im Harnstoffzyklus aus Arginin gebildet. Führt man dem Körper Ornithin zusätzlich zu, steigt der Argininspiegel.
Interessanterweise fördern Schlaf und intensives Körpertraining ebenfalls die Sekretion des menschlichen Wachstumshormons. Die Freisetzung wird jedoch durch Supplementierung erleichtert. Die oft zitierte Arbeit von Isodori und Mitarbeitern (1981), in der bereits nach geringer Gabe von Arginin und Ornithin (1,5 g) eine massive Erhöhung des Blutspiegels an STH beobachtet wurde, ist suspekt, da bereits die Ausgangswerte des Hormons bei den Versuchspersonen außergewöhnlich hoch waren. Andere Studien konnten die Ergebnisse nicht bestätigen. Bestätigt werden konnte jedoch, dass in Zeiten starken Wachstums, z.B. im Säuglings- und Kindesalter, der Körper auf die Aminosäure L-Arginin angewiesen ist.
L-Arginin im Sport
Bei Leistungssportlern und insbesondere bei Bodybuildern, die mehr Muskelmasse aufbauen möchten, reicht die Zufuhr an L-Arginin über die Nahrung und Teilsynthese aus Glutamin häufig auch nicht aus. Wird in diesen Zeiten zu wenig Wachstumshormon gebildet, kann bei Erwachsenen, die mehr Muskelmasse aufbauen möchten, zusätzlich verabreichtes L-Arginin die Bildung dieses Hormons fördern, da der Körper dann nicht gezwungen ist im Notfallmodus zu laufen und auf die körpereigene Synthese von L-Arginin aus Glutamin zurückgreifen muss. Denn der Notlauf setzt die Zündung für eine katabole Stoffwechsellage. Daher ist L-Arginin für Bodybuilder, die Muskelmasse aufbauen möchten, (welcher Bodybuilder möchte das nicht) besonders wichtig. Bodybuilder bauen mit Supplementierung von L-Arginin mehr fettarme Muskelmasse auf.
L-Arginin stimuliert nicht nur die Hirnanhangdrüse, vermehrt Wachstumshormone freizusetzen, sondern es fördert auch die Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse und die Freisetzung von Noradrenalin aus den Nebennieren. L-Arginin trägt über seine Beteiligung an der Proteinsynthese auch zur besseren Wundheilung bei Verletzungen und zur Kollagensynthese bei. Die Supplementierung von L-Arginin in Dosierungen von 6 Gramm pro Tag bewirkte in klinischen Untersuchungen an Patienten mit Durchblutungsstörungen sowie koronarer Herzerkrankung eine Weitstellung der Gefäße. Die Aminosäure ist ein Precursor von Stickstoffmonoxid (NO), das zur Gefäßrelaxation führt und damit eine bessere Blutzirkulation bewirkt. Auch die Pumpleistung des Herzens wird verbessert. Die Muskulatur ist besser durchblutet und aufnahmefähiger für Nährstoffe.
L-Arginin öffnet das anabole Fenster, was diese Aminosäure für Bodybuilder so interessant macht. Hierbei spielt vermutlich auf zellulärer Ebene nicht nur die Bildung von Stickstoffmonoxid aus L-Arginin eine Rolle, sondern auch die Freisetzung von Wachstumshormon und Insuline Like Growth Factor (IGF-1). Stickstoffmonoxid ist ein wichtiger Botenstoff, da er auf Grund seiner besonderen chemischen Eigenschaften die Zellmembranen schnell durchdringen kann. Auf diese Weise können Mikroorganismen und Tumorzellen rasch unschädlich gemacht werden. L-Arginin ist daher in doppelter Hinsicht auch für das Immunsystem von Bedeutung. Zum einen kann es direkt die Thymusdrüse zur Bildung von Abwehrzellen anregen und zum anderen kann es durch Abspaltung von NO unerwünschte Mikroorganismen abtöten.
NO ist übrigens auch der Stoff, der der Muskulatur beim und kurz nach dem Training den ersehnten Pump verleiht. Nicht zuletzt hat dieser Effekt dem L-Arginin als Supplement im Bodybuilding zum Comeback verholfen. Durch Kombination von L-Arginin mit Folsäure, Vitamin B6, Vitamin B12 und Vitamin C wird die Aktivität des NO-produzierenden Enzyms NO-Synthase (NOS) verbessert und damit der Pumpeffekt verstärkt. Darüber hinaus unterstützen L-Arginin und sein Abbauprodukt Ornithin die Leberfunktion insbesondere bei der Entgiftung von Metaboliten wie Ammoniak, die bei hoher körperlicher Belastung vermehrt anfallen. Es befreit auf diese Weise den Körper von überschüssigem Stickstoff, der danach mit dem Urin ausgeschieden wird. Hierdurch wird die Regeneration nach intensivem Training beschleunigt.
Fazit
L-Arginin wird am besten kurz vor dem Training oder zur Nacht genommen (ca. 5 bis 10 Gramm). L-Arginin kann seine Wirkung nicht nur direkt, sondern auch in Form verschiedener Folge – Produkte über Reglerfunktionen auslösen. Die Aminosäure wird hochdosiert verabreicht weder als Baustein noch als Energielieferant verwendet, sondern als Precursor. Der Mechanismus der durch L- Arginin induzierten STH-Sekretion ist nicht abschließend geklärt. Fest steht, dass auch physiologische Faktoren wie Schlaf, hypokalorische Ernährung und Körpertraining die Freisetzung von Wachstumshormonen erhöhen.
Die Vorteile
- L-Arginin ist ein Precursor von Stickstoffmonoxid NO und spielt eine wichtige Rolle bei der Frei-setzung von Hormonen.
- L-Arginin ist für Säuglinge und Kinder im Wachstumsalter eine essenzielle Aminosäure. Bei Säuglingen mit argininarmer Kost kam es zu Wachstumsverzögerungen.
- Für Erwachsene ist L-Arginin je nach Belastung und Ernährungsgewohnheit nur bedingt essenziell (semi-essenziell).
- L-Arginin stärkt das Immunsystem, indem es die Aktivität und Anzahl von Abwehrzellen erhöht.
- L-Arginin ist vor allem in Nüssen, Fleisch, Fisch und in Getreideprodukten enthalten.
- Die Supplementierung von L-Arginin empfiehlt sich für Bodybuilder, da L-Arginin Wachstumsprozesse fördert.
Quellen:
Alles was stark macht (oder auch nicht): Eine kritische Bestandsaufnahme von leistungssteigernden Substanzen (Wilfried Dubbels)